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Der Ruhmannsfeldener Glockenkrieg
Fasching und Aschermittwoch 1957


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Zug alle Teilnehmer Musik
Zuschauer

Es war das Jahr der ersten Prinzengarde und des ersten Prinzenpaares in Ruhmannsfelden, aufgestellt durch die Spielvereinigung (Fußballclub) im Cafe Sonnenhang. ... Beim Ball der Fußballer kam es zu einigen recht eigenartigen "Ordensverleihungen" , be. der Orden für "Musterehegatten mit heimlichen Seitensprüngen" und das "Leistungsabzeichen für nächtliche Liebesfahrten. ... Am Sonntag nahm dazu auch der Pfarrer auf der Kanzel Stellung.
Antwort der hiefür Verantwortlichen: "Wir werden an den Geistlichen Rache nehmen!"
Und die Rache erfolgte dann am Aschermittwoch. Das herkömmliche "Geldbeutelwaschen" sollte hiefür Gelegenheit bieten. Dasselbe erfolgte heuer mit Musikbegleitung und maskiert von Mittag 12 Uhr bis gegen 2 Uhr. Dann folgte ein maskierter Faschingsumzug, der sich bis gegen Abend hinzog, als "Faschingsbegräbnis", unterbrochen von Trinkgelagen in den einzelnen Gasthäusern, endend mit dem "Heringsball" bei Holler, Bahnhof, der ebenfalls den Rahmen des bisherigen überschritt.
Die Folge war, dass von Seite des kath. Pfarramtes dann angeordnet wurde, dass aus Anlaß dieses öffentlichen Ärgernisses, denn als solches wurde es von einem großen Teil der kath. und der evangel. Bevölkerung des Marktes empfunden, daß ab Donnerstag früh die Kirchenglocken nicht mehr geläutet wurden.
Dies erregte natürlich Aufsehen und machte den Weg durch die Presse nicht nur der näherern, sondern auch der weiteren Umgebung, wenn auch mit falschen Erklärungen und Darstellungen des Tatbestandes.
Verhandlungen des damaligen Bürgermeisters Wolfgang Muhr und des Vorstandes des damals noch bestehenden Bürgervereins, Alois Zellner, führten schließlich zu einer Einigung, die schriftlich festgelegt wurde und zur Folge hatte, dass dann ab Sonntag 12 Uhr die Glocken wieder geläutet wurden.


Die Presseerklärung des Pfarrers zu Beginn des Konfliktes


Die Glocken Schweigen in Ruhmannsfelden
(Eine Erklärung des katholische Pfarramtes)
Am Aschermittwoch wurde in Ruhmannsfelden der Fasching beerdigt. Die beteiligten Bürger machten daraus einen großen Faschings-Rummel. Den ganzen Nachmittag ertönte Musik. Der Zug wälzte sich unter lautem Gejohle von Wirtshaus zu Wirtshaus. Der schmachvollste Höhepunkt des Aufzuges war es, daß der kirchliche Beerdigungs-Ritus nachgeäfft und öffentlich lächerlich gemacht wurde. Das katholische Pfarramt hat sich deshalb entschlossen, diese Vorgänge als öffentliches Ärgernis zu brandmarken. Es werden deshalb in Ruhmannsfelden die Kirchenglocken solange schweigen, bis die Haupträdelsführer beim Pfarramt vorstellig geworden sind.

Zuschauer
Zug alle Teilnehmer Musik
Zug alle Teilnehmer Musik

 

Ein Leserbrief

Herzlichen Dank für die Fotos:
Familie Gierl